Kloster Rühn

Eine bewegte Geschichte

Das Kloster Rühn im Herzen Mecklenburgs ist eine der am meist unterschätzten Klosteranlagen Norddeutschlands, sind sich Bauhistoriker einig. Bei jedem kleinen Sanierungsschritt, den der Klosterverein unternimmt, werden Bauforscher zu Rate gezogen und so manches Geheimnis kommt ans Licht. Trotz aller Umbauten in den 800 Jahren Geschichte, kann man im Kloster Rühn gut erkennen, wie die Zisterzienserinnen ihre Wirkungs- und Lebensstätten einst gedacht hatten.

Entdecke die Klosteranlage

1. Klosterkirche

Die Klosterkirche wurde 1270 fertiggestellt. Der einschiffige ungeteilte Kirchenraum ist mit 45 Metern ungewöhnlich lang. Er hat eine Flachdecke und einen geraden Chorabschluss.
Der quadratische Glockenturm ist erst im 16. Jahrhundert an die südwestliche Ecke angebaut worden. Noch nicht erforscht ist, ob es ursprünglich einen Glockenträger gab, denn "richtige" Türme waren dem Orden verboten. Eine der Glocken stammt jedoch noch aus dem Mittelalter.
Das äußere Bild der Kirche bestimmen die eng gedrängten Dreifaltigkeitsfenster im Westgiebel. Diese Fenstergruppe reichte ursprünglich bis auf Kopfhöhe herab. Sie wurde mit dem nachträglichen Einbau des Westportals etwa um 1280/1290 um 11 Lagen vermauert. Dieses Portal ist der heutige Haupteingang.

2. Winterkirche

Dieser Teil der Klosterkirche - die "Winterkirche" - ist als ein gemeinsames Projekt von Kirchengemeinde und Klosterverein Rühn vor dem drohenden Verfall bewahrt und rekonstruiert worden. Heute ist die Winterkirche als Ort der Begegnung. Ursprünglich war sie Teil des Kreuzganges. Später diente sie in den Wintermonaten den Gottesdiensten, denn nur dieser kleine Teil der Kirche war beheizbar.

3. Ostflügel

Der Ostflügel bildet den zweitältesten Bauabschnitt des Klosters. Er wurde nach der Kirche in einem Zuge um 1260/70 errichtet. In den ersten Jahrzehnten scheint dieser Flügel alle notwendigen Funktionen der Nonnenklausur erfüllt zu haben. Seine enorme Länge von fast 60 Metern deutet auf einen von Anfang an sehr groß geplanten Konvent hin. Vermutlich lagen hier drei Funktionsräume nebeneinander: vielleicht das Calefactorium (heizbarer Arbeitsraum, bei Nonnen zum Beispiel für Weberei und Stickerei), die ursprüngliche Küche und dazwischen der Aufgang zum Dormitorium (Schlafsaal) im Obergeschoss. Dieser gewaltige, 60 Meter lange Raum war von je einer Dreifenstergruppe an den Giebelenden belichtet. Die Decke überspannte ursprünglich eine Bretterdecke, die wie ein Sargdeckel geknickt war. Vermutlich reihten sich hier beiderseits eines Mittelganges die durch einfache Holzwände abgetrennten Zellen der Nonnen.

4. Wirtschaftsgebäude

Außerhalb der Klausur mussten die Gebäude und Räume des Wirtschaftshofes liegen. Die Küche befand sich nach dem Bau des Refektoriums weiterhin im Ostflügel. Vermutlich wurde sie dann aber im Wirtschaftsgebäude neu eingerichtet. Das schließt an die Südostecke an und enthielt in ganzer Länge von etwa 40 Metern im Jahre 1928 noch mittelalterliches Mauerwerk.
Um den Wirtschaftshof gruppierten sich weitere mittelalterliche Steinhäuser. Die Grundmauern wurden 2005 bei Leitungsgrabungen gefunden. So gab es mitten auf dem Hof einen mehrgeschossigen Bau, wahrscheinlich aus dem 15. Jahrhundert. Es könnte die Propstei, der Sitz des Verwalters gewesen sein. Jenseits des Wohnhauses im Süden des Wirtschaftsgebäudes wurden mächtige Grundmauern, vielleicht eines Brauhauses, aufgenommen.

5. Südflügel

Dieser war beim Bau des Ostflügels offenbar noch nicht geplant. Das östliche Haus des heutigen Südflügels wurde um 1290/1300 errichtet, offenbar als Refektorium (Speisesaal der Nonnen). Im Inneren sind Spuren eines ursprünglichen hochgotischen Gewölbes (zweischiffig, vier Joche) wieder freigelegt. Es ist vermutlich nach 1756 abgebrochen worden. Bogenspuren gotischer Fenster lassen eine reiche Belichtung vor allem von Süden erkennen. Die fensterlose Nordwand dagegen verrät, dass dort der Kreuzgang verlaufen sollte. Der zugemauerte, barockzeitliche Bogen gehört auch in die Zeit nach 1756. Ein Schlafsaal im Obergeschoss erweiterte die Kapazität des Klosters auf etwa 40 Nonnen. Wahrscheinlich erst nach 1756 wurde das westliche Haus des Südflügels neu errichtet. Es besitzt einen massiven Westgiebel, aber Fachwerk zur Südseite und im Inneren. Quer unter diesem Haus liegt eine zweischiffige, heute teilweise verfüllte Kelleranlage, deren Alter noch offen ist.

6. Pfarrhaus

Bereits seit 1542 werden evangelisch predigende Pastoren in Rühn erwähnt. Mit der endgültigen Säkularisierung des Klosters im Jahre 1756 fiel das Patronat über die Kirchgebäude an den Landesherrn. Kirche und Kloster gingen seither mehr oder weniger gemeinsame oder getrennte Wege. 1935 verließ der letzte ortsansässige Pastor in Rühn das Pfarrhaus, das aber noch bis zum Verkauf im Jahr 1998 weiter von der Kirchgemeinde genutzt werden konnte. Im Zuge der Zusammenlegung benachbarter Kirchgemeinden am Ende des 20. Jahrhunderts ist das Rühner Pfarrhaus von der Kirche aufgegeben worden. Heute befindet es sich in Privatbesitz.

Die Geschichte des Klosters

1232

Bischof Brunward gründet das Zisterzienser-Jungfrauen-Kloster. Der Besitz des Klosters ist groß und die geistlichen Tätigkeiten sind umfangreich. Die Nonnen des Klosters stammen aus bedeutenden und begüterten Adelsfamilien Mecklenburgs.

1542-1567

Überführung des Klosters zum lutherischen Bekenntnis. In dieser Zeit ist es den Nonnen erlaubt, gewöhnliche Kleidung zu tragen und sich zu verheiraten.

1575

Das Kloster wird unter Herzogin Elisabeth in ein Ev. Damenstift umgewandelt.

1581

In der neuen Klosterordnung wird auch festgelegt, dass die Konventualinnen lebenslang dem Kloster verpflichtet sind. Eine Besonderheit der neuen Klosterordnung stellt die Stiftung einer Mädchenschule dar. Jede Konventualin kann ein junges Mädchen aus ihrer Verwandtschaft oder aus einer Adelsfamilie für eine entsprechende Pension zu sich nehmen.

1756 - 1849

Ende der klösterlichen Nutzung. Das herzogliche Dominalamt zieht in die Gebäude der Klosteranlage ein.

1849 - 1869

Privatbesitz Stein

1869 - 1876

Privatbesitz Philipp von Plessen

1876 - 1915

Kammerherr von Voß erwirbt das Kloster. Die Kirche wird neugotisch überformt.

1905 - 1915

Erholungsheim

1920

Restaurant und Pensionat

1927

Das Kloster wird Eigentum der AOK Rostock. Während der Zeit des Nationalsozialismus werden die Gebäude für den Arbeitsdienst genutzt.

1945

und in den nachfolgenden Jahren sind Flüchtlinge, Waisenkinder und ältere Menschen im Kloster untergebracht.

1950-1991

"Jugendwerkhof" - Laut Wikipedia: "Der Jugendwerkhof war eine Einrichtung im System der Spezialheime der Jugendhilfe in der DDR. Eingewiesen wurden Jugendliche beiderlei Geschlechts im Alter zwischen 14 und 18 Jahren, die im Sinne der DDR-Pädagogik als schwererziehbar galten, dem Staatsziel der Erziehung zur sozialistischen Persönlichkeit nicht entsprachen oder aus Sicht verschiedener staatlicher Organe (Schule, Betriebe, Polizei, Staatssicherheit, Kommissionen für Jugendhilfe) nicht in das Gesellschaftsbild der DDR passten."

1995

Privatbesitz ohne Nutzung

2005

Erwerb der Klosteranlage durch die "Öl- und Senfmühle GmbH"

2006

Insolvenz der "Öl- und Senfmühle GmbH"

Fortsetzung der Produktion durch die "Feinkostmanufaktur Kloster Rühn"

2008

Erwerb des Klosters durch den Klosterverein Rühn e.V.

2012

Der Klosterverein organisiert das Landeserntedankfest Mecklenburg-Vorpommerns. Knapp 25.000 Menschen besuchen Rühn.

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Anreise
Das Kloster Rühn liegt 3 Kilometer südwestlich von Bützow. Von der A20 Abfahrt Kröpelin sind es 19 km und von der A19 Abfahrt Laage sind es 30 km.

Klosterverein Rühn e.V.
Klosterhof 1
18246 Rühn
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