Rühn (djwp): In weniger als vier Wochen ist es wieder so weit: am 4. und 5. Mai 2013 findet der inzwischen 8. Klostermarkt in Rühn statt. Unter dem Motto „Altes erleben – Neues schmecken“ werden sich mehr als 60 Künstler, Handwerker, Gastronomen, Musiker und Schausteller im Kloster Rühn in der Nähe von Bützow präsentieren.
Sie kommen aus der ganzen Bundesrepublik und aus Polen und werden Altes und Neues, geprägt von klösterlicher Tradition oder moderner Handarbeit aber immer aus eigener Erzeugung anbieten.
Mehr als 7500 Besucher aus ganz Norddeutschland kamen im vergangenen Jahr zum Klostermarkt. „In diesem Jahr schärfen wir weiter das Marktprofil.“, sagt Mitorganisator Ralf Helbig, der schon beim Landeserntedankfest im vergangenen Jahr in Rühn die Händler organisiert hat. „Wichtiger als die mittelalterliche Kulisse, sind die angebotenen Waren. Wir wollen, dass jeder Besucher genau weiß, was er kauft. Also Hersteller – keine Händler!“, ergänzt Keramiker Rainer Fink.
Inzwischen besteht das Organisationsteam des Marktes aus drei Ehrenamtlichen: Rainer Finck fragt die potentiellen Teilnehmer an, Ralf Helbig kümmert sich um die Verträge und David Pilgrim übernimmt die Marktleitung.
Wie schon in den vergangenen sechs Jahren, sind ganz besonders Familien willkommen. Das bedeutet für Eltern: sorgenfreies Umherstreifen, Genießen und Einkaufen. Für die Kinder: Staunen, Abenteuer und Spielen - im Märchenzelt, auf dem Pedalkarussell, beim Bogenschießen und mit den Gauklern.
Viele Teilnehmer des Marktes sind zum ersten Mal in Rühn: ein mittelalterliches Badehaus, ein Kupferklopfer und ein Verein, der authentisch das Leben der Ritter aus dem „Deutschen Orden" im Hochmittelalter darstellt. Natürlich hat der Klosterverein auch wieder andere Klöster eingeladen und so erwarten die Gäste in Rühn auch Nonnen und Mönche.
„Unser Ziel ist immer eine Mischung aus dem Besonderen und alltagstauglichen Produkten. Auch wenn sie Bestecke, Küchenmesser oder Scheren zu Hause haben, die mal wieder einen Schliff vertragen könnten, bringen sie einfach alles mit, wir haben wieder einen Scherenschleifer da.“, rät David Pilgrim den Gästen.
Natürlich werden sich auch die Pächter des Klostervereins wieder präsentieren. Die Klosterschänke wartet mit leckeren Gerichten, die ein neu eingestellter Koch zubereitet und nebenan präsentiert der kreative Ralf Schröder seine neuesten Öl-, Essig-, Pesto- und Senfkreationen.
Auch die Kirchgemeinde Baumgarten beteiligt sich wieder am Klostermarkt: so ist am 4. Mai um 15 Uhr ein Bildervortrag zum Thema „Die Bedeutung der Maria in der Kirchengeschichte“ von Pater Bonifatius O. cist. – einem echten Mönch – geplant. Kurz danach, um 17 Uhr gibt es ein Chorkonzert - die „Schependorfer Gutstöne“ singen Altes und Neues in verschiedenen Sprachen.“
„Die Gäste können am Sonnabend um 18 Uhr in der Klosterkirche eine Messe mit Pater Bonifatius O. cist. erleben.“, erzählt Pastorin Helga Müller. Und am Sonntag beginnt der Markt um 10 Uhr mit einer Morgenandacht mit Singsspiel in der Kirche.
Zum Klostermarkt wird ein Teil des Klosters Rühn auch wieder eingerüstet sein: in diesem Jahr wird das Dach des alten Wirtschaftsflügels saniert. Wenn diese Baumaßnahme abgeschlossen ist, sind unter der Regie des Klostervereins in fünf Jahren eine Million Euro in die Restaurierung der mittelalterlichen Klosteranlage geflossen. Das wäre natürlich ohne die Hilfe von etlichen Stiftungen, Bund und dem Land Mecklenburg –Vorpommern nicht möglich gewesen – und auch nicht ohne Veranstaltungen, wie den Klostermarkt. „Von uns verdient keiner was daran!“, sagt der Vizevorsitzende des Klostervereins, David Pilgrim „Sämtliche Erlöse fließen in die weitere Sanierung der Klostergebäude.“
So ist es sehr verständlich, dass der Klosterverein von den Festbesuchern einen „Wegezoll“ von 3,50€ erhebt. Kinder bis zum 12. Lebensjahr haben freien Eintritt. Das Parken auf einer zentralen Wiese ist wieder kostenfrei. Zudem gibt es in Klosternähe auch barrierefreies Parken. Einweiser kümmern sich um die unkomplizierte Anreise.
Der Klosterverein Rühn belebt seit acht Jahren die Anlage aus dem Jahre 1232. Ausschließlich ehrenamtlich. Alle Erlöse aus den zahlreichen Veranstaltungen fließen in die weitere Sanierung der Klostergebäude. Seit dem Jahre 2008 ist der Verein Eigentümer des Klosters Rühn. Im vergangenen Jahr hat der Verein erstmals mehr als 52.000 Besucher im Kloster begrüßt.
Geschichte:
Im Jahre 1232 gründete der Schweriner Bischof Brunward in Rühn das Zisterzienser Kloster. Bis zu 40 Nonnen beteten, wohnten und arbeiteten hier. Nach der Reformation wurde das Kloster von Herzog Ulrich von Schwerin-Güstrow seiner Frau geschenkt. Diese ermöglichte dem aufgelösten Kloster eine weitere geistliche und wirtschaftliche Nutzung für eineinhalb Jahrhunderte durch eine neue evangelische Klosterverfassung und gründete im Jahr 1581 die erste Mädchenschule Mecklenburgs. In diese Zeit fallen zahlreiche Um- und Ausbauten.
Der Dreißigjährige Krieg hinterließ am Kloster Rühn umfangreiche Zerstörungen. Der Wiederaufbau erfolgte in der Amtszeit der Äbtissin Sophie Agnes, welche im ehemaligen Klostergarten einen Park mit Lindenallee errichten ließ.
Mit der Übernahme des Klosters durch die Ortskrankenkasse Rostock im Jahr 1927 begannen noch einmal weitreichende Umbaumaßnahmen. Es war geplant, ein Sanatorium einzurichten, was jedoch nicht verwirklicht werden konnte. Der Reichsarbeitsdienst bezog die Gebäude des ehemaligen Klosters. Nach dem Krieg dienten die Gebäude als Unterbringung für Waisenkinder und Umsiedlerfamilien, ab 1950 als Jugendwerkhof. Nach der Auflösung des Jugendwerkhofs im Jahr 1991 fand sich keine nachhaltige Nutzung.
Seit Mitte des Jahres 2008 ist der Klosterverein Rühn e.V. Besitzer des Klosters. Unter dessen Schirmherrschaft soll das Kloster in den nächsten Jahren denkmalgerecht saniert werden. Bisher hat der Verein geschafft, dass sämtliche Gebäudedächer wieder in den ursprünglichen Zustand zurückgebaut wurden und vor allem wieder wasserdicht sind. Einige Flächen sind verpachtet. Es werden Bio-Öle, Essige und Senfe produziert. Es gibt wieder eine Klosterschänke. Der Klostergarten nimmt langsam wieder Gestalt an. Der Verein ist Rechtinhaber einer eigenen Wort-Bildmarke „Kloster Rühn“, die er seinen Pächtern unentgeltlich zur Verfügung stellt.